Tagebuch 3

Vielen Dank für all Eure guten Wünsche, die ganze Kraft und Liebe Die Ihr alle geschickt habt. Bei aller Traurigkeit und Ausweglosigkeit ist es wunderschön so viel Liebe und Unterstützung erleben zu dürfen.

DANKE

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Die älteren Einträge findet Ihr im Tagebuch 1 und Tagebuch 2


Donnerstag 28.05.2015

08:00 Uhr: Guten Morgen. Der gestrige Tag war gezeichnet von einem weiteren Kräfteabbau. Viel Schlaf tagsüber. 


Eigentlich wollte ich Abends ins Yoga und dann zu Hause schlafen. Aber irgendwie hatte ich dabei kein gutes Gefühl, so fuhr ich spät am Abend doch noch zu Heidi.


Da ging es Ihr gut. Sie mochte sogar noch einen Balkonausflug im Rollstuhl unternehmen. Dank den starken Schmerz- und Schlafmitteln schlief sie bald ruhig ein.


Ging alles gut bis um 4 Uhr. Heidi hatte einen starken Husten und Brechreiz und das Gefühl zu ersticken. Sie war zu schwach um den roten Knopf selber zu drücken. So konnte ich Ihr helfen und die Pflegerin rufen. Danach nahm sie nochmals ein Schlafmittel und seither schläft sie ruhig.

Ich bleibe heute morgen noch ein wenig länger im Spital.


Ich wünsche Euch Allen einen ganz schönen und guten Tag, geniess Ihn bewusst  wie wenn es Euer letzter wäre ☺

13:00 Uhr; Der Morgen war sehr unruhig, aufwühlend  und unschön. Heidi ging es zeitweise sehr schlecht. 

Wir hatten die Einverständniserklärung für die Sedation unterschrieben. So dass Heidi sie bei Bedarf ohne Umstände einfordern kann. Diese Visite hat uns psychisch stark mitgenommen. Danach war Heidi lange unruhig, hatte Krämpfe und fantasierte.

Dank der Erhöhung der Schlafmitteldosis und des Dormicums ist sie jetzt aber zur Ruhe gekommen, schläft entspannt und schnarcht leise vor sich hin..


19:00 Uhr; Heidi konnte bei Bewusstsein von Ihren Schwestern, Mutter und ihrem Sohn Abschied nehmen. Das war sehr schön aber auch aufwühlend. Nun schläft Heidi wieder friedlich. Wir hoffen, dass sie nun bald möglichst schmerzfrei einschlafen kann....

😇

Freitag 29.05.2015

07:00 Uhr; Heidi hat ganz ruhig geschlafen. Gegen den Morgen wurde Ihr Atem unruhiger, krampfhafter. Nachem sie jetzt aber Morphium wegen der Rückenschmerzen bekommen hat entspannt sie sich wieder. Sie wollte schon wieder auf den Balkon. Ist wirklich unglaublich dieses Kämpferherz.....


09:00 Uhr; Ja wir waren auf dem Balkon. Heidi genoss die Zigarette als wenn es Ihre Letzte wäre. Ihre Mami ist jetzt bei Ihr und ich schaue im Büro nach dem Rechten. Das sind wirklich spezielle Ferien....

20:00 Uhr; Heidi hat viel geschlafen, konnte aber auch auf den Raucherbalkon. Sie würde so gerne einfach einschlafen. Aber irgenwie weiss wohl Ihr Kapitän noch nicht so genau wohin die Reise gehen soll.
Ich hoffe sie kann bald ihre Reise "nach Hause" antreten. Sie hat ganz viel Liebe von Euch allen im Gepäck.
Ich wünsche Euch allen eine gute Nacht. 😘

Samstag 30.05.2015

10:00 Uhr; Die Nacht war eher unruhig. Unterbtüche um 01 und 04Uhr wegen zusätzlicher Medikamente. Um 05Uhr gings dann sogar nochmals auf den Raucherbalkon. Die Stimmung war herrlich. Der erwachende Tag wurde von den Vögeln im benachbarten Wald konzertant begleitet. Herrlich 😊


Heidi hat nachher wieder geschlafen. Die Atmung wird immer schwächer und unregelmässiger. Die Atempausen werden immer länger. Wir hoffen das bald die erlösende Pause eintritt und sie endlich erlöst wird und "nach Hause" gehen kann.


Ich bin auf dem Weg zur Zivil-Hochzeit eines Mitarbeiters. Ein anstrengender Spagat. Ich hoffe er wird mir mit einigermassen guten Haltungsnoten gelingen.


15:00 Uhr; Die Hochzeit von Anna und Massimo war schön und  für mich sehr berührend. Ich wünsche den beiden nochmals unenddlich viel Liebe und Glück.

17:00 Uhr; Delphinknuddel im Spitalbett. Natütlich nach einer Zigarettenpause, welche infolge besehztem Balkon unten bei der Notaufnahme stattfand. 
Danke Sabrina für den herzigen Delphin.

19:00 Uhr; Das war jetzt ganz speziell: Bei der nächsten Notfalleingangszigarettenpause 😊 wurde Heidi von einer jungen fremden Frau aus Niederhasli angesprochen. Ob sie die Heidi aus dem Facebook sei... Sie habe irgenwie mal im Blogg gelesen weil ein Freundin von Ihr etwas markiert habe.....


Die junge Frau war da weil sie ihren Vater im Notfall einliefern musste. Und morgen wäre noch der 60. Geburtstag ihrer Mutter....


Heidi war perplex gerührt über ihre Bekanntheit. Wir wünschen der Familie das es Ihrem Vater bald wieder besser geht, und die Geburtstagsfeier morgen steigen kann.

Und nicht vergessen, im Fall das ihr Vater länger bleiben muss herzliche Empfehlung der Palliative Care im E3. 😉


21:00 Uhr; Heidi ist bereit für die Nacht. Hoffen wir auf eine ruhige... pfuused guet

Sonntag 31.05.2015

10:00 Uhr; Eine wirklich schlimme Nacht endet mit Balkonkaffee. Espresso für mich Ziggi für Heidi.

Heidi hatte Schmerzen im Bauch welche mit noch mehr Morphium gestillt wurden. Sie fantasierte viel. Wollte Velofahren gehen etc. Wir gingen sogar auf's WC was eine ziemliche Übung und Anstrengung war. Sie erinnert sich nicht mehr daran....
Ich hatte einige Male das Gefühl das Ihr Atem immer schwächer wird und aussetzt. Bin froh das diese Nacht vorbei ist. Schauen wir was der Tag noch bringt.

Geniesst diesen herrlichen Tag in vollen Zügen.

Uups erst jetzt realisiere ich den Spruch auf der Zigarettenschachtel. 😯 Na ja Ironie des Schicksals, das Heidis Krebs gar nichts mit dem Rauchen zu tun hat. Auch wird die Leidenszeit nicht wirklich verkürzt damit. 

Und noch etwas: was es war die "Letzte" Zigarette, zumindest in dieser Schachtel


Wir warten auf den "Maloney" ☺

15:00 Uhr; Der Maloney ist auch schon wieder vorbei. Schön war das Heidi noch von Ihrem 16jährigen Neffen Abschied nehmen konnte. Wir waren zwischenzeitlich auf dem Balkon und auch noch auf dem WC.. das muss spannend zu lesen sein. Aber beides sind für Heidi grosse Anstrengungen. Imso mehr ist es erstaundlich dass sie sich nicht mehr daran erinnern kann das wir um 02Uhr auch schon auf dem WC waren. Das Dormikum lässt vergessen und haluzinieren.


Momentan schläft sie ohne Medikamente ganz ruhig und entspannt.


Mein banger Blick ob sie jeweils noch atmet bringt nichts. Sie resp. Ihr Körper alleine wird entscheiden wann sie gehen darf. Wir sind zum Abwarten verdammt. Einzige Gewissheit ist das es nicht meht so lange geht wie auch schon....


Wir müssen uns in Geduld üben, auch wenn das manchmal sehr schwer fällt...


19:00 Uhr; Viel Spannendes gibt es nicht zu berichten. Heidi schlief viel ohne Medis. Nun hat sie noch Morphium gegen die Bauchschmerzen bekommen. 


@Tanja geniess Deine Ferien und danke, dass Du uns so liebevoll begleitet hast.

Montag 01.06.2015

05:00 Uhr; Die Nacht war ruhig, zu ruhig bis Heidi erbrechen musste. Was rauskam war nehr braun als rot. Es war aber nur ein kurzer Zwischenfall. Danach schlief sie schnell wieder ein.


07:00 Uhr; Heidi schläft noch immer ruhig. Meine Gedanken kreisen. Irgendwie war ich fast froh, das sie erbrechen musste, so konnte ich wenigstens helfen. Nschdem sie wieder eingeschlafen war lag ich lange wach. Im Gang war das Krächzen eine anderen Patienten zu hören. Seine Tür steht immer leicht offen, da er selber nicht mehr in der Lage ist den Alarmknopf zu drücken.


Ich möchte gar nicht wissen welche Behandlungskosten hier generiert werden nur um ein "natürliches" Sterben zu ermöglichen.

Jeder Tierarzt hätte seine Patienten schon längst eingeschläfert. Das dürfen die Ärzte hier aus juristischen und letztlich ethischen Gründen nicht. Bei den ganzen Überlegungen  sollten wir Gesunden nicht vergessen wie brutal die Natur per ist.


Ich wünsche Euch allen einen guten Start in den neuen Tag; in den neuen Monat; in den Rest des Lebens.....


10:00 Uhr, beim Surfen im Netz bin ich in Wikipedia auf einen interessanten Bericht gestossen, das sollte uns alle zum Nachdenken anregen:

 

Lebensbilanz im Sterben

Die australische Krankenschwester Bronnie Ware hat viele Jahre in der Palliative Care gearbeitet und sterbende Patienten in deren letzten drei bis zwölf Lebenswochen begleitet. Dabei ist ihr aufgefallen, dass Sterbende häufig die gleichen Versäumnisse in ihrem Leben bereuen. Diese unerfüllbaren Wünsche an die Vergangenheit hat sie in einem Buch gesammelt und die fünf häufigsten ermittelt (Top Five Regrets Of The Dying):[4] englisch, abgerufen am 29. Februar 2012


  1. Ich wünschte, ich hätte den Mut aufgebracht, ein Leben getreu mir selbst zu führen – anstatt eines, das andere von mir erwarteten.
  2. Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.
  3. Ich wünschte, ich hätte den Mut aufgebracht, meine Gefühle zu zeigen.
  4. Ich wünschte, ich wäre mit meinen Freunden in Kontakt geblieben.
  5. Ich wünschte, ich hätte mich glücklicher sein lassen.

 

 

10:30 Uhr Visite; Zusammen mit den leitenden Ärzten beschliessen wir das Morphium nun über die Infusion abzugeben. Damit werden die Schmerzen im Bauch und der Brech- und Hustenreiz auch unterbunden. Sobald die Medikamente angehängt sind wird Heidi nur noch schlafen, bis sie erlöst wird.

Aber bevor das alles angeschlossen wird hat sie noch eine letzte Zigarette auf dem Balkon genossen. 


17:00 Uhr; Während meines kurzen Abstechers an den Bodensee, war Ines bei Heidi. Als ich zurück kam war die noch andprechbar. Die Morphiumdosis wurde jetzt leicht erhöht.


21:00 Uhr; Unglaublich welche Energie Heidi noch immer hat. Von wegen nur noch Schlafen, da machen die Ärzte die Rechnung ohne Heidi. Waren wir doch soeben auf dem WC und dann nochmals auf dem Balkon, für die letzte Zigarette, zumindest für heute... Ich staune immer wieder und das Pflegepersonal auch...


Gute Nacht Euch allen da draussen...

Dienstag 02.06.2015

08:00 Uhr; Die Nacht war ziemlich ruhig. Heidi hat leicht Fieber und einen Puls über 100. Der Körper kämpft.


10:00 Uhr; Ratet mal wo wir gerade waren? Natürlich zuerst auf dem Ziggi Balkon und nachher noch Pipi auf dem WC. Mir kommt das fast ein wenig wie langweilige Wellness Ferien vor. Viel liegen, schlafen, lesen, meditieren... Ich geniesse diese Zeit der Ruhe.


11:30 Uhr; die Pflegerin hat mir so Stäbchen mit einem kleinen Schwamm dran gegeben. Zum Befeuchten der Lippen und des Mundes. Die Kreuzigungsszene mit den Römern die Jesus den Mund befeuchten will mir seither nicht mehr aus dem Kopf. Das Positive daran ist, dass ich kein Essig habe und das danach die Welt bald erlöst wurde....


14:00 Uhr; Der Skipper für die 3. Törnwoche ist gebucht.


15:00 Uhr; Unglaublich ist es wirklich aber Heidi wollte nochmals eine Ziggi. Der Balkon war besetzt so fuhren wir mit dem Lift zur schattigen Notaufnahme runter. Beinahe wäre sie zwischen zwei Zügen eingeschlafen. Aber es ging alles gut und wir sind wieder heil in unserer "Suite" angekommen.

Heidi schläft ruhig. Aber die Atemaussetzer werden immer länger.


20:00 Uhr; Federer verliert gegen Wavrinka; Sepp Blatter tritt zurück; IS wird stärker; Krieg auf der halben Welt; Fähre in China untergegangen...... was passiert wohl noch alles in dieser Vollmondnacht...


Seit unserem letzten Ausflug ist Heidi kaum mehr ansprechbar. Die Pflegerin war eben da. Ich glaube sie betete vor Heidi. Die Durchblutung reduziere sich jetzt in den Beinen und Armen, diese werden immet kälter.... 


Es ist wahnsinnig schön wie gut wir hier aufgehoben sind. Vielen herzlichen Dank an alle Ärzte und Pflegerinnen.

Mittwoch 03.06.2015

03:15 Uhr; Im Vollmondschimmer ist Heidi heute Nacht ruhig eingeschlafen. Sie muss jetzt nicht mehr leiden.

Vielen Dank Euch allen für die Kraft, Unterstützung und Liebe die Ihr uns entgegengebracht habt.

Ein ganz grosses Dankeschön an all die Ärzte, Pflegrinnen und das übrige Personal vom Spital Bülach. Heidi hat sich bei Euch sehr wohl gefühlt und war gut aufgehoben. Danke, das Ihr uns auf diesem Weg so schön unterstützt habt.

Nun ist die Zeit der Trauer angebrochen. Lasst uns Gott danken, das er Heidi zu sich genommen hat, für das Schöne im Leben und die Erlösung......


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